FLOORBALL

alles über unihockey

Vorwort
Unihockey oder international besser bekannt als Floorball (schwedisch/norwegisch: innebandy, finnisch: salibandy), ist eine Mannschaftssportart aus der Familie der Stockballspiele. Es stammt über Bandy vom Hockey ab, aus dem ebenso das Rollhockey und das Eishockey hervorgegangen sind. Unihockey wurde in den 1970er Jahren in Schweden, Finnland und der Schweiz gemeinsam entwickelt. Es handelt sich um ein dem Hallenhockey ähnliches Spiel, das jedoch deutlich mehr Ähnlichkeit mit Eishockey aufweist, da auch hinter den Toren gespielt werden kann. Das gesamte Spielfeld ist mit einer Bande umgeben und der Schläger besitzt eine größere Kelle als beim Feld- oder Hallenhockey. Am weitesten verbreitet ist die Sportart Unihockey mit mehreren zehntausenden Spielern derzeit in Schweden, Finnland, Tschechien und der Schweiz.

Organisation

Der Unihockey-Weltverband ist die International Floorball Federation (IFF), die am 12. Mai 1986 gegründet wurde und ihren Sitz in Helsinki, Finnland hat. Er ist Mitglied der internationalen Dachorganisation der Sportverbände Sportaccord, vormals GAISF General Association of International Sports Federations. Der Unihockey-Weltverband IFF strebt die Aufnahme von Unihockey in das olympische Programm ab den Sommerspielen 2020 an. Im Januar 2010 wurde Unihockey als Sportart von Special Olympics (SO) ebenfalls anerkannt. SO organisiert die Weltspiele für geistig und mehrfach behinderte Menschen.

Spielfeld
Im Unihockey unterscheidet man zwischen Grossfeld und Kleinfeld. Es befinden sich immer sechs Bullypunkte auf dem Spielfeld. In der Mitte befindet sich ein Mittelpunkt, der für das Anspiel genutzt wird. Neben dem Spielfeld befinden sich zwei Strafbänke, ein Spielersekretariat und zwei Spielerbänke. Das Grossfeld wird von einer 50 cm hohen, abgerundeten Bande umschlossen. Das Spielfeld ist 40 m lang und 20 m breit. Es wird nahegelegt, einen Sturzraum von mindestens 50 cm frei zu lassen. Das Kleinfeld wird von einer abgerundeten Bande umgeben, welche eine Höhe von 50 cm haben muss. Das Spielfeld hat eine Länge von 24 m und eine Breite von 14 m. Wie auch schon beim Grossfeld muss ein Sturzraum vom 50 cm vorhanden sein. Es dürfen maximal 2 Spielfelder in einer Halle aufgestellt werden.

Ausrüstung
Zur Ausrüstung eines Unihockey-Feldspielers gehört neben der üblichen Sportausrüstung (Hallenschuhe, Trikot, Hose, Stutzen) nur der Unihockeystock. Der Torhüter trägt lange, gepolsterte Hosen, unter denen er spezielle Knie- und Schienbeinschützer trägt, ausserdem Goalieschuhe, einen Brustpanzer sowie ein gepolstertes Oberteil, einen Tiefschutz und in der Regel auch Handschuhe. Ein Helm mit einem Gitter zum Gesichtsschutz vervollständigt seine Ausrüstung. Diese Bekleidung darf nur dem eigenen Schutz dienen, nicht aber der Vergrößerung der Abwehrfläche. Im Gegensatz zu anderen Hockeyarten spielt hier der Torhüter immer ohne Stock. Ausserdem agiert der Torhüter in akuten Abwehrsituationen auf seinen Knien vor dem Tor, wozu er geeignete Knie- bzw. Schienbeinschützer mit entsprechender Polsterung unter seiner Hose trägt. Sowohl Stöcke, Bälle, Tore, als auch die Spielfeldbande müssen bauartgeprüft sein und mit einer entsprechenden Vignette (Zulassungskennzeichen) des von der IFF beauftragten Prüfinstituts SP (Sveriges Provinings- och forskningsinstitut) ausgestattet sein. Bei Unihockey-Torwarthelmen reicht hingegen die CE-Kennzeichnung zum Eignungsnachweis für das Unihockey-Spiel aus.

Unihockey-Ball
Beim Unihockeyball handelt es sich um einen aus dem Wiffleball entlehnten Trainingsball, der als Grundlage für die Entwicklung des Unihockey-Balles diente. Er besteht aus dem Kunststoff Polyethylen (PE) und hat 26 Löcher. Dieser sogenannte Lochball wiegt nur 23 g und hat einen Aussendurchmesser von 72 mm. Gefertigt wird ein solcher Ball überwiegend aus zwei, normalerweise weiss eingefärbten, Halbschalen. Der Unihockey-Weltverband setzte ab 2004 bei Weltmeisterschafts- und Europapokalspielen den gelblich gefärbten Ball ‚Precision Vanilla‘ der Firma Exel ein, der aufgrund seiner äusseren Oberflächenstruktur mit Dellen (Dimples) versehen bei gleichen geometrischen Abmessungen verbesserte aerodynamische Eigenschaften haben soll. Andere Hersteller haben in der Folge ihre Bälle ebenfalls mit unterschiedlichen Dellenmustern versehen. Seit der Damen-Weltmeisterschaft 2011 in der Schweiz verwendet die International Floorball Federation (IFF) den Reactor Cr8er in der Farbe Orange.

Unihockey-Stock
Der Unihockeystock ist zweiteilig (Schaufel, Schaft) und besteht aus Kunststoff, wobei höherwertige Unihockeystöcke einen konischen Schaft aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (mit einer Matrix aus Epoxidharz oder Polyesterharz, meist auch mit Titan oder Bor verstärkt) haben. Ausserdem haben die teureren Schäfte einen feinen Karbonbelag. Die dort angeschraubte Schaufel ist ein Verschleissteil, das aus Thermoplasten im Spritzgussverfahren hergestellt wird. Eine Abschlusskappe sowie ein Griffband vervollständigen den Unihockey-Stock. Ein solcher Stock darf laut International Floorball Federation (IFF) nicht länger als 114 cm und nicht schwerer als 380 Gramm sein und ist damit kürzer als ein Eishockeyschläger. Wird ein Unihockey-Stock im Wettspielbetrieb eingesetzt, so muss auf dem Schaft ein Prüfzertifikat der IFF aufgeklebt oder aufgedruckt sein, um den Nachweis der Bauartprüfung zu erbringen. Es ist nur das Kürzen des Stockes erlaubt. Der Schaft darf nur oberhalb der Griffmarkierung überklebt werden. Die Schaufel darf in ihrer Krümmung geändert werden. Diese darf 30 mm allerdings nicht übersteigen. Sie kann ausgewechselt werden durch eine Schaufel des gleichen Herstellers, muss aber fest am Schaft sitzen und darf sich nicht bewegen.

Unihockey-Tor
Auf dem Unihockey-Grossfeld und -Kleinfeld werden grosse Tore mit Torhüter eingesetzt. Die Tore haben die Abmessungen (H × B × T) von 115 × 160 × 65 cm. Diese von der IFF zertifizierten Tore sind als Stahlrohrschweisskonstruktion mit einem roten Farbanstrich versehen. Sie sind mit einem Tornetz sowie einem Tropfnetz ausgestattet. Das Tornetz deckt das gesamte Tor bis auf die Eintrittsöffnung und den Boden vollständig ab. Das Tropfnetz hängt versetzt hinter der Toröffnung und soll im Falle eines Torerfolges den sofortigen Wiederaustritt des Balles verhindern, sollte der Ball direkt auf dahinterliegende Stahlrohre treffen.

Unihockey Spielfeld

Unihockey-Kleinfeld
Die Unihockey-Kleinfeld-Variante wird mit grossen Toren und richtig ausgerüsteten Torhütern auf dem Kleinfeld mit den Abmessungen von mindestens 24 × 14 m gespielt. Die Tore haben eine Öffnung von 1,60 × 1,15 m. Für den Torhüter existiert ein Torraum mit den Abmessungen von 3,0 × 4,5 m, in dem er frei agieren kann. Dem Tor vorgelagert ist der Schutzraum, der von keinem Feldspieler betreten werden darf. Die Bully-Punkte auf der Torverlängerung bzw. der Mittellinie befinden sich einen Meter von der Bande entfernt. Es wird pro Mannschaft mit drei Feldspielern und einem Torwart gespielt. Jede Mannschaft kann aus bis zu 20 Spielern bestehen. Der Abstand zum Gegner einschliesslich Ausrüstung (Schläger) bei einem Freischlag oder Einschlag muss mindestens zwei Meter betragen.  Das Kleinfeld-Unihockey wird in der Schweiz in den Kleinfeld-Ligen von einer 1. bis zu einer 5. Liga ausgetragen. Zudem spielen auch die Junioren A–E auf dem Kleinfeld. Fürs Kleinfeld gibt es einen separaten Cup-Wettbewerb, den Liga-Cup. Zudem kommen jeweils der Erst- und Zweitplatzierte der zwei regionalen 1.-Liga-Gruppen in einen best-of-three Playoff-Wettbewerb mit Halbfinals und Final. Der Sieger wird als Kleinfeld-Schweizermeister gekürt. In dieser Variante werden in Deutschland und Österreich auf regionaler und überregionaler Ebene Meisterschaften durch einen von den Unihockey-Landesverbänden ausgerichteten Spielbetrieb ausgetragen. Es wird hierbei in Spielklassen unterteilt nach Herren und Damen gespielt. In Norddeutschland und Österreich werden im Juniorenbereich bereits eigene Ligen für U-13, U-15, U-17 und U-19 angeboten, um so möglichst frühzeitig die Spieler mit universellen Fähigkeiten auf dem Spielfeld auszubilden und so ihre spielerische Kompetenz zu entwickeln.

Unihockey-Grossfeld
Die Unihockey-Grossfeld-Variante wird ebenso wie die Kleinfeld-Variante mit grossen Toren und Torhüter auf dem Grossfeld mit den Abmessungen von 40 m × 20 m gespielt. Wie im Eishockey spielt ein Team mit fünf Feldspielern und einem Torwart. Die fünf Feldspieler sind beim Standardsystem, dem 2-1-2, in Abwehr und Angriff aufgeteilt, wobei im Angriff noch zwischen Flügelstürmer und Center zu unterscheiden ist. Neben diesem System gibt es noch das 2-2-1 (zwei Verteidiger, ein Center und ein Stürmer auf gleicher Höhe, sowie ein Top-Stürmer)  und das 1-2-2 (Point Auslösung mit Center hinten, Verteidiger auf der Seite und Stürmer).

Regeln
Die Regeln des Unihockey sind strenger als die des Eishockey, wobei Eishockey deutlich körperbetonter gespielt wird. Im Unihockey ist nur das Drücken Schultern an Schultern erlaubt. Grundsätzlich darf der Ball nur mit dem Unihockeystock gespielt werden. Man darf jedoch auch einen Fusspass spielen. Spielt ein Spieler den Ball mit seinen Händen oder seinem Kopf, so führt dies zu einer Zwei-Minuten-Strafe. Es ist außerdem verboten, während des Spiels in die Luft zu springen, um so den Ball anzunehmen. Wenn ein Unihockeyspieler den Ball schiesst, muss er darauf achten, dass die Schaufel des Unihockeystocks niemals höher als seine Hüfte ausschwingt. Bei einer hohen Ballannahme darf die Schaufel lediglich bis zu den Knien angehoben werden. Harter Körpereinsatz (Bandenchecks usw.) wie z. B. im Eishockey ist im Unihockey untersagt, ebenso wie das Drücken und Heben des Stocks. Wenn ein solches Vergehen begangen wird, kann dies unter Umständen mit einer Zwei-Minuten-Strafe geahndet werden, so dass das Team zwei Minuten lang mit einem Feldspieler weniger spielen muss. Für übermässig harte Vergehen kann auch eine Fünf-Minuten-Strafe ausgesprochen werden. Das Spiel wird nach einem geahndeten Vergehen in der Regel mit einem Freischlag fortgesetzt. Bei diesem ist immer zu beachten, dass das Team, das den Freischlag verursacht hat, Abstand vom Ball hält (Kleinfeld mind. zwei Meter, Grossfeld mind. drei Meter). Wenn ein gegnerischer Spieler beim Ausführen des Freischlags zu nahe am Ball ist, folgt eine Zwei-Minuten-Strafe. Bei einem Freischlag ist auch darauf zu achten, dass er zügig ausgeführt wird, sonst wird der Freischlag dem anderen Team zugesprochen. Insbesondere untersagt sind Stockschlag und Stockwurf. Sowohl die Feldspieler als auch der Torhüter dürfen jederzeit während des Spiels in unbegrenzter Anzahl und Häufigkeit ausgewechselt werden. Seit der Weltmeisterschaft 2004 ist es dem Torhüter untersagt, den Rückpass eines Mitspielers mit den Händen aufzunehmen. Die Krümmung der Stockschaufel darf nicht mehr als drei Zentimeter betragen, sodass sich damit der Ball nicht zu einfach aufheben und herumtragen lässt.

Weltmeisterschaften
Die Unihockey-Weltmeisterschaft wird sowohl für die Männer, als auch die Frauen ausgetragen, wobei diese beiden Weltmeisterschaften jährlich alternieren. Die erste Austragung der Unihockey-Weltmeisterschaft fand für die Herren 1996 in Schweden statt, die Frauen zogen mit ihrer ein Jahr später in Finnland nach. Rekordsieger bei den Männern ist Schweden, das bisher sechsmal gewinnen konnte vor Finnland, mit drei Erfolgen. Bei den Damen konnte sich bisher ebenfalls Schweden mit fünf Siegen am meisten durchsetzen. Ausserdem konnten sich Finnland zweimal und die Schweiz einmal bei diesem Turnier durchsetzen. Zuvor wurde die Europameisterschaft im Unihockey für die Männer 1994 und 1995 und für die Frauen 1995 ausgetragen, bevor sie durch die Unihockey-Weltmeisterschaft abgelöst wurden. Während das Herrenturnier 1994 und das Damenturnier von Schweden gewonnen wurde, sicherte sich Finnland das Herrenturnier 1995. Ab 2023 ist eine Neuauflage der Europameisterschaften geplant. Junioren-Weltmeisterschaften werden seit 2001, Juniorinnen-Weltmeisterschaften seit 2004 als U-19-Weltmeisterschaft jeweils alle zwei Jahre ausgetragen. Sowohl bei den Herren als auch bei den Frauen ist Schweden der Rekordgewinner mit vier bzw. drei Erfolgen. Seit 2003 wird bei den Junioren und seit 2008 auch bei den Juniorinnen eine B-Weltmeisterschaft ausgetragen, die sich mit einem Auf- und Abstiegssystem an die daraufhin gegründeten A-Weltmeisterschaften angegliedert sind und daher die zweite Reihe der Unihockey-Nationen umfasst.

Unihockey in der Schweiz
Die Schweiz zählte in der Saison 2013/14 30'335 lizenzierte Spielerinnen und Spieler, somit war dies die erste Saison mit über 30'000 lizenzierten Spielern. Insgesamt gibt es in der Schweiz rund 2'150 Teams, die in 419 Vereinen organisiert sind – damit ist die Schweiz die drittgrösste Unihockeynation der Welt. Jedoch ist die Zahl der Vereine rückläufig, da diverse Vereine fusionierten. Zudem ist Unihockey die zweitgrösste Teamsportart der Schweiz, was die Anzahl lizenzierter Spielerinnen und Spieler betrifft. Die Hoheit über die Organisation der offiziellen Schweizer Unihockey-Meisterschaft obliegt swiss unihockey, dem Schweizer Unihockey-Verband. Vor dessen Gründung am 20. April 1985 waren die Unihockey-Vereine dem Schweizerischer Landhockey Verband Swiss Hockey angegliedert, der auch die ersten beiden Schweizermeisterschaften in den Jahren 1983/84 und 1984/85 durchführte. Diese Meisterschaft ist in zwei Abteilungen organisiert: In der Abteilung Nationalliga (NL) werden die Schweizer-Meister auf dem Grossfeld erkoren. In der Abteilung Regionalliga jene auf dem Kleinfeld. Die höchste Liga der Schweiz heisst Nationalliga A (von 2007 bis 2013 war die Liga nach dem damaligen Hauptsponsor Die Mobiliar, einer Versicherungsgesellschaft, benannt) und der Cupwettbewerb heisst „Schweizer Cup“ (von 2007 bis 2013 "Swiss Mobiliar Cup"). Auf dem Kleinfeld existiert mit dem Liga-Cup ebenfalls ein Cupwettbewerb. Seit der Saison 2013/14 ist Die Mobiliar nur noch als Sponsor für die Topscorer aufgetreten. Ähnlich dem Postfinance Topscorer im Eishockey. Seit 2015 wird im Rahmen des Indoor Sports Supercup auch ein Supercup ausgetragen. Rekordmeister bei den Herren ist der UHC Rot-Weiss Chur, der heute ein Teil von Chur Unihockey ist. Aktuell wird das Schweizer Unihockey jedoch vom SV Wiler-Ersigen dominiert, der in den letzten Jahren alle Meistertitel abgeräumt hat. 2013 hat Alligator Malans den Schweizermeister-Titel errungen, 2016 gelang GC Unihockey der Sieg und der amtierende Meister heisst Floorball Köniz. Am meisten Meistertitel vorweisen bei den Damen können die Red Ants Rychenberg Winterthur, die sich 2000 von ihrem Stammverein HC Rychenberg Winterthur getrennt haben, seit einigen Jahren wird die Liga jedoch von den UHC Kloten-Dietlikon Jets (ehemals UHC Dietlikon) und Piranha Chur dominiert. Seit 2018 wird jeweils ein Spiel der Unihockeyplayoffs pro Spieltag live von SRF zwei übertragen. Der aktuelle Vertrag mit SRF läuft bis 2023.